
Generell ist Vitamin K äußerst wichtig für die Blutgerinnung. Es wird überwiegend durch die Nahrung aufgenommen, kann aber auch durch Bakterien in der Darmflora hergestellt werden. Bei Babys funktioniert das allerdings noch nicht ganz so gut. Aufgrund eines natürlichen Vitamin-K-Mangels leidet eine sehr geringe Anzahl von neugeborenen Säuglingen unter einer schweren Blutungsneigung. Ihrer Leber fehlt Vitamin K zur Herstellung von Blutgerinnungsfaktoren. Diese reparieren in der Regel defekte Blutgefäße und sorgen parallel dafür, dass Blutungen bei Wunden und Verletzungen stoppen. Von 10.000 Babys ist in etwa eines betroffen. Wenn dann eine innere Blutung beispielsweise im Gehirn auftreten würde, könnte das Kind daran sterben. Um einer solchen Gefahr vorzubeugen, verabreicht man Babys nach der Geburt Vitamin-K-Tropfen. Um den gewünschten Schutz zu erreichen, werden drei Gaben (U1, U2 und U3) empfohlen.
Funktion von Vitamin K bei Neugeborenen
Vitamin K gehört zu den fettlöslichen Vitaminen und wird in Vitamin K1 (Phyllochinon) und Vitamin K2 (Menachinon) eingeteilt. Es beeinflusst viele Funktionen im Körper, wobei der Gerinnungsfaktor im Vordergrund steht.
- Vitamin K ist essentiell für eine gut funktionierende Blutgerinnung bei Neugeborenen. Hierfür aktiviert es Gerinnungsfaktoren.
- Ebenso unterstützt es die Knochenbildung, in dem es wichtige Proteine diesbezüglich positiv beeinflusst.
- Weitere wichtige Proteine, die mit dem Nervensystem, dem Bindegewebe, den Gefäßwänden, den Nieren, der Milz, der Lunge und den Hoden zusammenhängen, werden ebenfalls durch Vitamin K positiv beeinflusst.
Darauf muss besonders geachtet werden
In den ersten Monaten nach der Geburt eines Kindes sollte jegliche Blutung, sei es Nasenbluten oder Blutungen aus dem Mund oder am Po, zum Anlass genommen werden, einen Kinderarzt aufzusuchen, da es sich um eine (verspätete) Vitamin-K-Mangelblutung handeln könnte. Dabei können ebenfalls innere Blutungen auftreten, was sich für das Kind äußerst gefährlich auswirken kann. Es kann sogar zu Hirnblutungen mit Todesfolge kommen.
Darüber hinaus zählen Gelbsucht (die länger als 14 Tage andauert), sowie eine unzureichende Gewichtszunahme ebenfalls zu den Indikatoren, die ggf. auf einen Vitamin-K-Mangel zurückzuführen sind.
Warum Vitamin K für Babys wichtig ist
Um einer Vitamin-K-Mangelblutung vorzubeugen, ist eine rasche Gabe von Vitamin K direkt nach der Geburt (sowie der U2+U3) empfehlenswert, sonst funktioniert die Blutgerinnung u.U. nicht und auch die Blutgefäße selbst sind anfälliger für Verletzungen. Spontanen Blutungen, die im schlimmsten Fall tödlich enden könnten, kann somit ebenfalls vorgebeugt werden.
Natürlicher Mangel an Vitamin K beim Baby
Die Plazentaschranke, die nur sehr wenig Vitamin K zum Baby durchlässt, ist dafür verantwortlich, dass bereits in der Schwangerschaft ein hohes Gefälle zwischen dem mütterlichen und kindlichen Vitamin-K-Spiegel besteht. Zum Zeitpunkt der Geburt hat somit jedes Neugeborene einen natürlichen Vitamin-K-Mangel. Die Muttermilch, in der verhältnismäßig wenig Vitamin K enthalten ist, kann das ggf. nicht immer ausgleichen. Über die Darmflora, welche sich beim Neugeborenen noch im Aufbau befindet, erhält das Kind ebenfalls noch kein Vitamin K. Wird das Kind allerdings nicht gestillt oder Pre-Nahrung zugefüttert, erhält es hierüber Vitamin K, da es Pulvernahrung zugesetzt ist (die europäischen Richtlinie A für Säuglingsanfangsnahrungen gibt einen Vitamin-K-Mindestgehalt von 4 µg/100 kcal vor). Flaschenernährte Kinder sind deshalb oft besser mit Vitamin K versorgt als reine Stillbabys. Trotzdem wird in Deutschland dazu geraten, allen Neugeborenen die drei Gaben der Vitamin-K-Prophylaxe zu verabreichen.

Formen der Vitamin-K-Mangelblutung
Die perinatale Blutung
- Diese Art der Vitamin K Mangelblutung tritt äußerst selten, wenn aber, dann direkt nach der Geburt auf und ist durch die Gabe von Vitamin K nicht beeinflussbar. Es kann zu Blutungen in das zentrale Nervensystem, die Bauchhöhle sowie Haut- und Nabelblutungen kommen. Ursache hierfür kann die Einnahme bestimmter Medikamente während der Schwangerschaft sein.
Die frühe Blutung
- Diese Art kann in den ersten Lebenswochen der Säuglinge auftreten. Betroffen sind allerdings deutlich weniger als 1% aller Neugeborenen und überwiegend Stillkinder, bei denen erst verzögert mit dem Stillen begonnen werden konnte. Symptome können weinrotes oder schwarzes Kindspech, Bluterbrechen, Haut- und Nabelblutungen, sowie Blutungen in die Bauchhöhle sein. Ganz selten kommt es hierbei auch zu Hirnblutungen.
Die späte Blutung
- Diese Art kann sich zwischen der dritten und zwölften Lebenswoche eines Kindes zeigen und tritt fast ausschließlich bei voll gestillten Jungen auf, die keine Vitamin-K-Prophylaxe erhalten haben. Oft spielen auch andere Faktoren wie beispielsweise eine cholestatische Grunderkrankung oder Antibiose eine Rolle bei der Entstehung. Hierbei kann es zu gefürchteten Blutungen ins zentrale Nervensystem, aber auch Hautblutungen und Blutungen im Verdauungstrakt kommen.
In welcher Form wird Vitamin K in Deutschland verabreicht?
In der Regel wird Neugeborenen eine synthetische Form des Phyllochinon (Vitamin K1), welches in Gallensäure und Lecithin gelöst wird, oral verabreicht. Vom Spritzen in den Muskel wurde auf die orale Weise umgestellt, da eine Studie einen Zusammenhang zwischen der Verabreichung durch Spritzen und Leukämie vermuten ließ. Folgestudien bestätigten diesen Verdacht allerdings nicht.
Muttermilch vs. Flaschenmilch
Die Vitamin-K-Menge in der Muttermilch ist nicht nur von Mutter zu Mutter, sondern ebenfalls in den verschiedenen Stillphasen unterschiedlich. Das Kolostrum, die Muttermilch direkt nach der Geburt, enthält eine relativ hohe Konzentration an Vitamin K, die später folgende, durstlöschende Vordermilch dafür wesentlich weniger. Erst zum Ende jeder Stillmahlzeit beginnt die Phase der Hintermilch, welche wiederum mehr Vitamin K enthält.
Wegen des schwankenden Vitamin-K-Gehalts sollte man natürlich niemals auf das Stillen verzichten, da die Muttermilch zahlreiche Vorteile gegenüber der Flaschennahrung hat und man Vitamin K, wie bereits erwähnt, anders verabreichen kann. Der tägliche Bedarf gestaltet sich hierbei bei circa 1μg/kg. Außerdem sollten Stillmütter selbst auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung inklusive grünem Gemüse, Salaten, Hülsenfrüchten, Raps- und Sojaöl, Eigelb usw. achten.

Vitamin K Gabe als vorbeugende Alternative
Das Pro und Contra der Vitamin-K-Gabe
Das große Pro der Vitamin-K-Gabe gestaltet sich wohl in der Verhinderung gefährlicher Hirnblutungen, allerdings birgt jedes Medikament meistens auch Nebenwirkungen, auf die wir später näher eingehen.
Das große Contra der Vitamin K Gabe gestaltet sich wohl darin, dass das “Problem” auch ganz natürlich lösbar ist. Gerade wenn es sich um eine sehr sanfte, stressfreie Geburt gehandelt hat und das Kind keinen Stress, durch beispielsweise eine Saugglocke oder einen Kaiserschnitt, erfuhr, liegt meist kein zu niedriger Vitamin-K-Wert vor. Stress wirkt sich nämlich auf die Leber und den damit verbundenen Vitamin-K-Haushalt aus.
Protrahierte Vitamin-K-Prophylaxe
Vitamin K erhöht nicht das Leukämie-Risiko
Kann es Nebenwirkungen geben?
Das Fazit - Vitamin K ist wichtig für eine ungestörte Entwicklung
Klar ist, dass Vitamin K äußerst wichtig für die gesunde und ungestörte Entwicklung eines Kindes ist. Ob Vitamin K allerdings direkt nach Geburt verabreicht oder über das Kolostrum zum Kind gelangt, muss jede Mutter bzw. müssen die Eltern selbst entscheiden. Die Gabe von zusätzlichem Vitamin K kann auf jeden Fall einen Mangel und damit einhergehende Blutungen vermeiden. In Deutschland ist die dreimalige orale Gabe deshalb standardisiert worden, kann von den Eltern jedoch auch abgelehnt werden.
